Das weiße Kaninchen Charly 
 
 
 
 
Das weiße Kaninchen Charly - Foto von Silberglanz; S.J.M.
 
 
 
 
Kleine weiße Wölkchen begleiteten mich, als ich in der Früh, in einen Zoohandel ging.
Meine Tochter, mein Kind, dass ich über alles liebe, nur an sie habe ich gedacht als mir ein kleines weißes Kaninchen in der Zoohandlung entgegen lief. Ich hörte noch den Schöpfer sprechen, „Dieses weiße Kaninchen ist nur dein Segen.“ Und ich konnte es nicht richtig verstehen. Denn schließlich war einmal vereinbart, dass mein liebes Kind, zu mir zurück kommen würde. 
Das kuschelige, weiße Fell habe ich oft berührt und ich nannte das kleine Kaninchen nach meinen ersten Haustier, und es hieß Charly. 
 
Es sollte eine Überraschung sein, die mir sehr missglückte. Sogar ein neues Kinderzimmer habe ich umgestaltet. Die Zeit verflog in Windeseile und mir wurde nun mehrfach offenbart, der Kindesvater will unser Kind nun behalten. Genauso kam es. Die Geschichte vermag ich kaum nieder zu schreiben mit ihren Missgeschick und der Lügerei, die mir sehr weh tat. 
 
Ein Jahr später traf ich einen guten Freund. Mein Kaninchen spielte noch im Kinderzimmer und lief durch die Gegend umher. Trostlos, aber mit vollem Licht erhellte mich der Tag vor Gottes Angesicht. „Willst du nicht dein Kaninchen mitnehmen, wenn wir draußen spazieren gehen?“ 
Ich rief Charly in seinem Käfig, doch wie ein kleines Kind schaute es umher und kam nicht hervor. „Du musst dein Kaninchen richtig einfangen.“, hörte ich die Stimme meines Freundes. 
„Gott kennt seine Geschöpfe. Meinst du nicht auch, dass der Herr sich selbst um die Tiere kümmern wird?“ Er nickte mir zu und ich begann mich zurecht zu machen für den kleinen Ausflug, im Landschaftspark Herzberge. 
 
Wie es der Schöpfer so gewollt, schaute mein Charly mich mit seinen kugelrunden Augen aus dem Käfig an. Ich nahm es in den Arm. Spazierend gingen wir aus dem Haus. Rüber zum Paradiesgärtlein. Die Mosaikflächen der Bank leuchteten hell. Mit vielen Tieren, war die Sitzbank mit den bunten Mosaikplatten ausgestattet. Mit einem schleunigen Husch hüpfte das schneeweiße Kaninchen von meinen  Arm weg und lief blitzschnell in die freie Natur. Ich hätte die schwarze Leine fester halten sollen, doch diese verschwand zwischen den Erhebungen kleiner Hügel. Dort lief es kurz hinauf und hinunter. Schlagartig lief es in den Gebüsch, und schließlich sehr geschwind über das weite Sonnenblumenfeld. „Jetzt habe ich meinen Charly verloren.“ , sagte ich erschrocken zu meinen Freund. „Wir werden es suchen gehen.“ 
 
Die Sonne lag uns sehr im Rücken, die Wärme war kaum erträglich. Schnell liefen wir zum Feld und huschten selber zwischen den Sonnenblumen, um das weiße Kaninchen zu suchen. „Hast du Charly gefunden?“ Ich keuchte durch die Pflanzen und sah die Sonne im Abendrot langsam untergehen. „Nein, ich hab ihn noch nicht gefunden. Ich glaube es ist hoffnungslos.“ 
„Hast du nicht selbst vorhin gesagt, das Gott selbst auf die Tiere achten wird?“ 
„Ja, ich glaube fest daran, vielleicht wird jemand mein Kaninchen finden.“ Es war so weiß wie der glitzernde Schnee. So clever wie manch ein wundersames Kind und so knuffig zum kuscheln. 
Doch so schnell wie es davon sprang, gab es kaum noch Hoffnung. „Komm bitte mit mir mit. Ich möchte zum Schutze meines Kaninchens ein kleines Gebet aussprechen. Es erinnert mich an eine Mythengeschichte: Die Legende vom Jade - Kaninchen. Es nennt den Mond sein Zuhause und ist eine geheimnisvolle und zauberhafte Legende des Ostens.“
 
Der Mond stand leuchtend hell am Horizont als wir nach Hause gingen. Mein schneeweißes Kaninchen haben wir nicht mehr wiedergefunden. Aber ich legte es in Gottes Hände zurück, so wie es einmal vor mir stand in der Zoohandlung, als ich an meine Tochter dachte. 
 
 
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