Der rote Tallit 
 
 
 
Zeichnungen - Gallerie - by S.J.M. - "Der rote Tallit" mit Engel und allsehendem Auge
 
 
 
Wie oft hüllte mich Jesus mit seinem roten Tallit ein, damit ich mich in beschützten Händen wusste. Er versuchte mich mit seiner Energie zu heilen. Im Jenseits hörte ich noch die Stimmen: „Komm auf diese Welt zurück. Wir werden dich alle begleiten.“ 
 
In der Klinik kamen einige Ärzte zu mir, um mir zu helfen. Doch meine Worte drangen noch nicht aus meinem Munde. So oft wie ich kommunizieren wollte, es ging einfach nicht. Nur in meinem Geist hörte ich meine Schreie: „Was ist mit mir los und wieso kann mir kein Mensch helfen? Was ist mit meiner Stimme los, wieso kann ich nicht mehr sprechen?“ Nur meine berühmten drei Worte brachte ich aus meinem Munde. Ich wünschte mir jegliche Erklärungen aus meinem Mundwerk. Mein Körper fing an zu zittern.  Ein starkes Unwohlsein überging meinen Körper. Ich konnte lediglich nur aussprechen, dass ich Unruhe empfinde. Ach herje, wo waren meine Worte hin und wieso habe ich sie verloren, im Geist konnte ich doch auch kommunizieren. Nur auf dieser Welt war es mir anscheinend nicht mehr möglich. Meine Gedanken sprudelten in alle Himmelsweltrichtungen. 
 
Ich hätte einen Stift und ein Stück Papier zum schreiben in die Hand nehmen können. Doch selbst dies war zu jener Zeit eine große Last für mich. Immer wenn ich ein paar Zeilen schreiben wollte, verwandelte sich die schwarze Kugelschreiberfarbe ins violette, glitzerndes Licht. Ich hätte meinen können, das es Glück bedeutet, wenn der Raum im vollen Licht erstrahlt. Die Farbe violett bedeutet wohl, dass sie die Farbe des Geistes und der Spiritualität ist. Nur damit konnte ich zu jener Zeit noch nichts anfangen. Die Farbe soll das seelische Gleichgewicht und die Entschlusskraft fördern. Sie kann aber auch zweideutig wirken - mystisch und magisch! 
 
In der Tat begann ich die übersinnlichen Fähigkeiten zu entdecken. Ich nahm sie mit meinen ganzen Sinnen wahr. Der Waldbeerengeruch vom heißen Tee, den roch ich sehr gerne. Das Aroma roch ich doppelt so stark, als der Duft im Raum sich entfaltete. Meine Ohren waren für die Welt zugeneigt, jedoch begann ich die Engelsstimmen wahr zu nehmen, sowie die Stimme Gottes. Das empfinden auf meiner Haut war beunruhigend, kribbelnd. Und der für uns nicht sichtbare Windhauch  streifte meinen Körper, der nun befahl mich mit dem Winde zu verbinden. Immer noch schaute ich aus dem Fenster und hörte jeden Tag die Ärztestimmen erneut: „Na, Frau Martschei, wie geht es Ihnen heute?“ Selbst das geistige sehen ließ mich nicht ruhen. Ich glaube ich hatte für ungefähr einen viertel Jahr meine Stimme verloren, in dieser Zeit hantierte ich mit Händen und Füssen um mich verständlich zu machen. 
 
Dennoch begann ich eines Tages mit den Therapien, die mir verhalfen in die diesseitige Welt einzutauchen. Über lustige Bewegungen fing ich an zu lachen. Mit meiner Zimmernachbarin verstand ich mich gut. Nächtelang tat ich kein Auge zu. Da kam mir eine Nacht vor als wäre sie, wie ein weiterer Tag. „Mäuschen, jetzt möchte sich Gott mit dir unterhalten.“ Ich sah mich in einen dunklen Raum hervorhebend in einer Ecke kniend sitzend. Mein Federkleid sah ich entfaltend weit in die Lüfte ausstreckend. Immer noch kribbelte mein Körper mit starken Schmerzen. Es pikste und juckte. Ich dachte nur: „Ohje, wer vom Himmelsreich tut mir das an? Oder war es eine andere Krankheit, die sich in meinem Körper ausgebreitet hatte? Wieso werde ich hier nicht richtig untersucht? Hier befand ich mich womöglich an der falschen Stelle. Je nachdem wie man es sehen möchte. Ich muss das Beste aus meiner Situation machen.“ Nicht einmal ein Gebet konnte ich nunmehr aussprechen. Weder auf Erden, mit meinem Mundwerk, noch im Geiste, der mich von nun ab aufwärts in den Himmel trieb. Ich ging Nachts hinaus um den Ruheraum für mich zu betreten. Und wie ich es im Geist sah, kniete ich mich in einer Ecke eingekauert nieder und sah den dunklen Himmel sich in rötlichen Schimmer verfärben. 
 
„Gott ist bei dir.“ Erklang es in meinem Ohr. Wie konnte ich nun mit ihm sprechen? Mir fehlten die Worte auf Erden und mir fehlten die Worte im eigenen Kopf. „Gott weiß um dich, er möchte dich liebend gern für einen Moment zu sich holen.“ Ich hoffte nicht das ich meinen Körper für immer verließ. „Es wird alles wieder gut.“ , hörte ich die Stimme Gottes sprechen. Du darfst von nun ab die Engel um Hilfe bitten. Du darfst sogar die alten Führungskräfte anrufen, die hier unten auf Erden weilen. Du darfst mit mir alles machen, was dein Herz auch begehrt. Du bist meine Prophetin.“ Gerade noch fragte ich mich, wieso gerade ich das darf. Noch dachte ich in einen schlichten Moment, ich würde meinen Körper nie wieder sehen. Denn eine Leichtigkeit ging in mir auf, als sich mein Federkleid mit mir bewegte. Ich sah mich in einem Spiegel an, und sah meine feinstoffliche Ebene, wie sie begann zu schweben. „Wie gerne hätte ich Jesus Christus kennen gelernt?“ Nun spürte ich seine heilende Energie. Man sagt aus fremder Ferne, der rote Tallit hat sogar Menschen geheilt. Und wie ich zum Himmel hinauf sah, kam mir der rote Umhang entgegen geflogen. Seidensamt fiel der Tallit vom Himmel abwärts um meinen Körper und ich stand wieder fest auf dem Boden. Das schreckliche Gefühl in meinem Körper hörte nun auf. 
 
Nur die Energie von Gott und Jesus nahm ich wahr. Ich weiß nicht mehr wie lang wir uns über die heilige Schrift unterhalten hatten? Es gab einen besonderen Vers der mir nicht aus dem Kopf ging: „Es sollte sich in dir nicht jemand finden, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen lässt. Jemand, der sich mit Wahrsagerei beschäftigt oder jemand der der nach Omen ausschaut. Oder ein Zauberer oder einer, der andere mit einem Bannspruch bindet. Oder jemand, der Tote befragt. Denn jeder, der diese Dinge tut, ist für Jehova etwas verabscheuungswürdiges. Und wegen dieser Abscheulichkeit vertreibt Jehova, dein Gott, sie vor dir.“ (5. Mose 18. Vers.10-12)  
Immer wieder versuchte ich all die übersinnlichen Fähigkeiten von mir zu vertreiben. Aber die liebenden, helfenden Stimmen wollte ich nicht mehr los werden. Sie waren ein Heil in dieser verrückten Zeit. Doch wie könnte es etwas verabscheuungswürdiges sein? „Ich habe dir doch gesagt, du darfst die Stimmen hören.“ 
 
„Bist du wirklich unser Herr, der zu mir spricht? Bitte, gebe mir ein Zeichen, das ich es erkennen kann.“ Und schon kam ein anderer Patient zu mir der ebenfalls ähnliche Phänomene hatte. Aus seiner Stimme sprach, als ich immer noch auf dem Boden kniend saß:“ Du hast jetzt eine Fähigkeit mit der du irgendwann klar kommen musst.“ Ich verstand nicht woher er dies wusste und die Stimme Gottes sprach: „Ich habe diesen Menschen zu dir gesandt, um dir deine Antwort zu bringen.“ Dieser Mensch verschwand wieder aus diesem Ruheraum. Jede Nacht nun arbeitete der Geist von Gottes Laut mit mir, um nur diesen Vers aus meinem Kopf aufzuheben. Ich konnte nichts dafür, dass auf einmal mich so viele außerweltliche Personen begleiten zu schienen. 
 
Als ich mich anfing zu erinnern, dass ich als kleines Mädchen kniend vor dem Bett saß, meine Hände zusammen faltete und zu Gott sprach, wurde mir klar, dass es tatsächlich die Stimme Gottes war, die zu mir sprach. Wie oft bat ich als kleines vierjähriges Mädchen um Wohlstand und Wohlergehen, was meine eigene Familie betraf. Immer wenn es etwas schwerer wurde, kam Gott zu mir in seinem Laut und wir unterhielten uns über viele Themenbereiche im Leben. Aufgeweckt und hellwach zog es mich weiter in den neuen Tag. 
 
Aber ich erinnerte mich auch an die Bibelschriftstellen: Ihnen wurde es geoffenbart, dass sie nicht sich selbst, sondern euch mit den Dingen dienten, die euch nun durch diejenigen angekündigt worden sind, die euch die gute Botschaft mit (dem) vom Himmel her gesandten heiligen Geist verkündigt haben. Gerade in diese Dinge begehren Engel hineinzuschauen (1. Petrus 1/12). Und er sprach zu mir so ähnlich: „Diese Worte sind zuverlässig und wahr, ja, Jehova, der Gott der inspirierten Äußerungen der Propheten, sandte seinen Engel aus … ." (Offenbarung 22/6) 
 
Der Tag fing langsam wieder an, und ehe ich mit dem roten Tallit in das Menschengewimmel ging, war mir nicht klar, welch eine Macht Gott hatte. Noch unterhielten sich die Leute unter den normalen weiß grauen Wolken. Mir ging es schlecht und schloss blitzartig meine Augen. Denn nun hatte ich kometenhaft das Gefühl meinen Körper zu verlassen. Hier nahm ich weder Schmerz noch Stimmen mehr war. Der Himmel erschien unvorhergesehen im absoluten rot. Die Menschen besannen sich auf dem pur - pur rotem Himmel, und sprachen darüber. Ich schloss meine Augen wieder auf und war genauso rasant wieder in meinem Körper. 
 
Wie oft war ich gewillt mit dem roten Tallit zu beten, damit es mir bald möglichst besser ging? Die Tage vergingen und der Schmerz ließ nach.  Ich bin doch  nur eine ganz normale Person die gerade die Fähigkeiten entwickelt hat, mit dem übersinnlichen Kräften in Berührung zu kommen.  
 
 
Text-Angaben: Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift, 1986
 
 
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