Traumführung eines Kleinkindes

 

Mädchen, Traumführung, Rabe, Schmetteling, Regenbogen, Rose, Licht, Lebensbaum, Tag und Nacht, Welt, Globus by S.J.M.

 

Mein Kind, so sehne dich nicht!

Weit sind wir voneinander entfernt. Du bist in Heidelberg und Mama in Berlin.
Die Sonne am Horizont geht langsam unter. So denke nicht an mich, ich werde bald bei dir sein, denn der Himmel verspricht! Wenn du dein Abendbrot gegessen hast und der Papa dich in dein Bettchen bringt, so weine nicht, so sehr kann ich dich fühlen, tief in mir! Mein Herz ist beständig bei dir und ich bin immer für dich da. In meinen Gedanken bringe ich dich lieb ins Bett und singe dir, wie von Gottes Laut, ein Schlafliedchen vor. Ruhig bleibe in dir, denn wir werden gleich eine Reise machen, im Reich deiner sehnlichsten Träume. Unser Herr im Himmel hat uns diese Begabung geschenkt. Mama hält dein Händchen, denn ich werde dich führen.

Lieblich schläfst du, selig in Ruhe, Gott schickt mich, dir in deinen Träumen langsam zu. Lass dich von unseren Empfindungen gleiten, im Reich der Herrlichkeit.
Mein Herzchen im Himmelszelt, löse dich von deinen Spielgefährten, denn ich sehe dich. Ich weiß sehr gut wie rein und wohlgefällig es hier im Universum ist. Es zu zeichnen fehlen die Farben, und um es zu besingen, fehlen die Töne. Zwischen bunten Schmetterlingen und den schönsten Blumen, die alle Farbenspiele kennen, auf einer gesegneten Wiese, am glänzenden See, spielst du.

Mein Kind, ich hülle dich langsam mit meinem goldenen Licht ein. Es begleitet und beschützt dich, vor alle Gefahren die du zu glauben meinst. Dort vorne wird uns ein großes Tor geöffnet. Habe keine Angst, wir fliegen an den Sternchen vorbei. Hinter dem Tor erblickst du die weite, große Welt.
Siehst du, wie sich vor uns ein Regenbogen bildet. Alle Lichter sind hier. Neugierig sind wir. Wir wollen doch beobachten, was die Menschen auf dieser weiten Welt machen. Wir nehmen den Regenbogen für unsere Rutschpartien. Freudig, freudig sind wir, denn bald werden wir mit den Füssen gehen. Lauschend betrachten wir die Tiere. Sie können mit dir sprechen, höre nur genau hin und ergründe die Erde mit mir. Wie ein Vogel, der seine Flügel spreizt, fliegst du.
Gott hat uns so viele Sachen auf Erden geschenkt. Regenbogen, Schmetterlinge, Seen und Spielgefährten gibt es auch hier.

„Mama, ich fürchte mich. Die Menschen denken so negativ und sie verfolgen mich.“

Empfinde keine Angst, erweise dich fortwährend in Mut. Gott muss uns die wahre Schönheit langsam vergessen lassen. Bald fangen deine Prüfungen im Leben an! Schau richtig hin, wir sind nicht die Einzigen die so empfinden. Viele Kinder werden mitten in der Nacht wach, sie weinen und schreien, weil sie das Schöne nicht mehr haben werden. Sie sehnen sich danach. Wir wollen mutiger sein, wir sind doch nicht andere Kinder. Du siehst doch immer noch das goldene Licht, das dich begleitet. Denn Mama ist wie der Wind, er hält dich immer fest, auch in schwierigen Zeiten. Was sieht das Lichtlein denn da?

„Mama, still und heimlich weine ich, wie der sanfte Nieselregen der von den Wolken am Himmel hinunter fällt.“

Das waren wir und wir kommen wieder dort hin. Aber erst müssen wir mit beiden Füssen fest im Leben stehen. Zwischen Städten, Häusern, Bäumen, Bergen, Flüssen und Seen wandeln wir. Die schönsten Lichter erstrahlen sich. Es ist doch alles hier.

„Ich habe auch keine Angst mehr. Hier möchte ich bleiben. Singen,tanzen und lachen. So wie du leuchtest, so zeige ich mein Licht für die Menschen. Ich möchte immer in Liebe sein. Genauso wie du es mir gezeigt hast, als ich noch bei dir war.“

Dann gehe deinen Weg und zeige dein Licht für alle Menschen auf dieser Welt. Bald werden wir uns wiedersehen. Die ganze Nacht sind wir geflogen, zwischen Höhen und Tiefen. Der Papa wird jetzt ganz doll auf dich aufpassen. Der Morgen erwacht und du musst bald in den Kindergarten gehen.

„Mama, ich habe dich ganz doll lieb. Wann werden wir uns wiedersehen?“

Die Farben, vor deinen Augen, werden dir im Schlaf langsam vergehen. Nur unser Herr kennt die wirkliche Zeit des Wiedersehens. Vielleicht wirst du mich eines Tages beobachten, in deinen Träumen, wenn die Engel dich zu mir führen, über den Wolken. Unsere Wege müssen sich wieder trennen. Ich werde immer bei dir sein. Glaube fest daran. Ich wünsche dir einen wunderschönen Tag.

Zwischen Zeit und Raum zog sich langsam ein wunderschöner Vorhang zu. Und die Träume endeten im Nu.
So intensiv und farbenreich sind unsere Träume. Zu wissen und zu fühlen wie wir voneinander denken, ist wie Gottes Segen.
Jedes kleine Wesen kommt mit einem vollkommenden Wissen, der Seele und des Geistes verbunden, auf die Erde, die es nicht ausdrücken zu wissen.
Eure Kinder haben ähnliche Träume, in den verschiedensten Situationen. Es kann sich über Jahre erstrecken, bis sie es vergessen.

Ich schrieb die Zeilen, damit erkannt wird, was in einem kleinen Kind vor sich geht, wenn sie ihre Tränen von den Augen, mit ihren Händchen, sanft wegwischen. Denn in ihrer Hilflosigkeit kennen sie die passenden Worte nicht, Euch mitzuteilen. Vielleicht könnt ihr Eure Kinder heute besser verstehen, wenn sie weinend die Augen öffnen und nach ihren Eltern rufen.
Bleibt weiterhin für sie da, denn jetzt ist Eure Liebe angesagt. Kinder die ihre Eltern brauchen, bis sie mit beiden Beinen, fest im Leben stehen.

 

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© S.J.M.

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