Die Reise ins Universum 
 
 
 
 
 
 
 
 
„Sei leise, pssst!“, hörte ich den Ruf meines Vaters. „Ich möchte dich ins Traumland begleiten und dir etwas liebenswertes zeigen.“ Ich versuchte meine Gedanken abzuschalten. Sie waren nicht laut aber spürbar zu erkennen, dass ich noch an die frühere Zeit zurück denke. Acht Jahre sind nun vergangen nach dem Unglück meines verstorbenen Vaters. Acht Jahre und das Herz schmerzt noch sehr. Mir kommt es immer noch so vor als wäre es erst gestern gewesen. Nur die Tränen minderten sich nach einer geraumen Zeit, dass spürbar bis zum Himmel reicht. Der stechende Schmerz ist nun verloren und ich glaubte ihn verloren zu haben von dieser weiten Welt. Aber, oh, doch ist er vorhanden, nur nicht mehr materiell. Ich spüre seine Gegenwart ganz leise, als stünde er neben mir und schaut mir zu wie ich hier gerne schreibe. Er liest meine Gedanken im Stillen und er weiß über mich genauestens bescheid. Nicht nur von mir ist die große Rede, denn er befindet sich immer noch in seiner Familie. 
 
Der Sonnenschein naht und er ist nicht weit. Denn noch kann er über die Telepathie, durch sein Gedankengut, unendlich weit reisen. Reisen mit dem Wind, des Wassers, des Feuers und des Geistes. Nur die Erde fehlt zur seiner Zeit. „Mein liebes Kind, schließe deine Augen, ich komme zu dir in deinen Traum.“ Mir war nicht nach schlafen. Aber ich schloss meine Augen zu und befand mich in einer Art Meditation. Ruhig war der Raum. Gelassen vergeht die Zeit, die nicht bis zum Himmel reicht. Im Himmel ist die Zeit unendlich weit. Ein Lichtstrahl erweckte meine Sinne, der in Gold mich zu begleiten schien. Wohlig warm war es und herzensgut vergab es mir die Kraft meine Seele zu heilen. Ich nahm das ticken des Weckers war und ein schnaufen von gegenüber, als ich meinen Liebsten kurz sah. In Gedanken wanderte ich mit dem Licht umher. Ich schaute eifrig hinein, dort vermag die Trauer nicht mehr zu sein. Sternenlichter heller Schein, hier war ich nicht mehr ganz allein. Stimmen flüstern im hellen Ton. Schatten des Geschöpfes waren hier zu sehen. Die Farbe war gestochen scharf, als wäre ich gerade da, als wäre ich im Himmel oben drein, hier war alles ganz rein. 
 
Mein Vater schaut mir eifrig zu, als ich meine Augen aufschlug. Ich begann diese Phänomene nieder zu schreiben, als hätte mich der Ehrgeiz gepackt mit seinen Lieder singenden Reigen. Zur Gemütlichkeit nahm ich meinen Ritualstab und begann mich mit deren Kraft wieder in den Himmel hineinzuversetzen. Schutz und Segen umhüllt vom Rauch meiner Nase. Damit ich mich wohlig auf dieser Welt fühlte ließ ich Meditationsmusik erklingen. Wieder schloss ich meine Augen und begann mich in den Strom des Lichtes hineinzuversetzen.   Wellenförmiger Hauch umspielte sich um meinem Körper und wieder hörte ich die Stimme meines Vaters rufen. „Mein Kind schaue nicht weinend zurück auf diese schreckliche Zeit. Nehme mich jetzt wahr, so wie ich bin. Ich bin der feine Staub der in der Luft herum wirbelnd spielt. Ich bin dein Atem der sich in deine Lunge setzt. Ich bin wie die Tropfen von der Brunnenfontäne, der den Regenbogen durch sie Sonne scheinen lässt.  
 
Es war schon irrig als ich seine Hände sah. So kraftvoll wie auf Erden, und so lieb, für uns eine Kerze entzündete, wie wir es so oft taten. Das ewige Licht sollte scheinen und die Flamme sollte niederbrennen. Er umarmte mich ganz sacht, als würde ich vom Wind getragen, in eine Reise der Unendlichkeit, die hier unten auf der Welt nur eine halbe Stunde dauerte. 
Er nahm meine Hand und wir schwebten zum nirgendwo ins unendliche Licht hinein. In das reine Universum. Mit seinen Sternen und Planeten spielend vernahm ich seine Bewegungen in mir, so wie er die meinen. Ohne zu kommunizieren, sondern nur in Bildern gesehen, brauchte man nicht mehr zu reden. Denn jeder von dem anderen wusste Bescheid wie es ihm erging. Schwerelos war unser bestreben und ich danke dafür wieder einmal mit meinen Vater geflogen zu sein. Die Reise war erlebnisreich, so wie ich es mir in meinen Träumen immer vorstellte. Nicht eine Minute war mein Vater entfernt von mir. Aus den hellen Sternen wurde Licht. Entfacht wie von Zauberhand sah ich sein glückliches Gesicht. Er lächelte mir zu als wir uns begannen seelisch miteinander zu verbinden. Und wieder kam die Erinnerung in mir auf und stieg in mein Gesicht. Wie ich ihn unglücklich sah, schwebend im Himmel, als er zur dieser Zeit verstorben war. Seine Hand berührte mein Gesicht und er wusste von was ich sprach. Ohne zu überlegen kamen wir an einen gemeinsamen, gemütlichen  Platz, das sein ehemaliges zu Hause war. Die Einrichtung der Wohnung entsprach seinem Stil. Und wir malten um die Wette eigene Bilder von einer Feder. 
 
Er hätte mir so vieles geben wollen,mit dem was ich mochte und was ich mag. Mit dem wie er war und was auch ihn widerspiegelte. Meine Reise ging ganz sacht zurück auf diese Welt. Ich atmete ein paar mal tief ein und aus und öffnete meine Augen. Und schon sah ich vor meinen geistigen Augen einen Blumenstrauß. Mit einer Lebensschleife umgebunden, worauf in Glitzerschrift stand: "Mein liebes Kind, leide nicht. Ich werde immer bei dir sein. Denn der Himmel verspricht."
 
Wir waren uns im Leben sehr ähnlich. Fast gleiche Gedankengänge waren unser Halt. Die Zeichenkunst widerspiegelt unsere Seele, wie die vielen Spaziergänge in der freien Natur. Das Vogelgezwitscher nehme ich wahr, neben der Meditationsmusik ganz klar. Und ehe ich mich versah lauerte ein Buntspecht auf der Balkonbrüstung. Er sah mich mit großen Augen an. Flog wie ein Engel ganz sacht wieder in die Heimat zurück, wie es für jeden üblich war. 
 
Ich bin hier wieder auf Erden. Und er ist zu Hause, zu etwas höherem berufen. Begleitend wie ein Schutzengel sieht er auf uns hinab. Und ich war einmal droben. Ein kleines Geschenk, wie von Gottes Hand. Die Kerze erlöscht vom Windes hauch. Und der Duft von Schutz und Segen verzieht sich so langsam aus dem Raum. Ewig bleibt die Erinnerung im stillen Schein. Ich danke meinen Vater für sein Vorhandensein. Selbst wenn nicht mehr materiell bestimmt, der wahre Schatz im Leben liegt im eigenen Geist. 
 
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