Ein letzter Gruß
 
 
 
 
 
 
Es war kurz vor Weihnachten als wir uns verabredet hatten. Du wolltest uns besuchen kommen. Doch wir hörten lange nichts von dir. Dein Sohn machte sich schon große Sorgen um dich und ich auch. Wir hatten bei Oma angerufen, doch du warst unterwegs. Und wie der Zufall es so will, klingelte bei uns das Telefon, du warst im Haus, ein Stockwerk tiefer haben wir dich gefunden. Vollgepackt, bis oben hin kamst du zu uns. Dein Sohn stand den Tränen nahe: „Wo warst du? Wir waren zu 15.00 Uhr verabredet. Ich habe mir große Sorgen um dich gemacht. Jetzt ist es drei Stunden später.“ Ihn sind die Geschenke vergangen. Doch ich bemühte mich um ein lächeln und sagte: Nah, erzähle uns doch bitte wo du so lange warst?“
„Ach, ich war in drei verschiedenen Kaufhäuser um noch einmal den Weihnachtsmann zu spielen. Doch es war so verdammt voll, überall. Ehe ich mich versah ist es schon sehr spät geworden. Ich verpasste sogar die Straßenbahn und ich musste 20 Minuten auf sie warten.“ 
„Jetzt komm einmal gemütlich in unsere Wohnung herein und ziehe dir deine Schuhe aus.“ 
„Susi, kannst du mal kommen?“ , hörte ich in seinen Klang. „Ja, aber natürlich.“ Und schon packte der alte Herr sein Mitgebrachtes aus seinem Rollwagen und schenkte uns Obst, Kartoffelsalat, Würstchen und Makrelen, sowie Heringe und Stollen. Er packte Kuchen aus und manch so süße Weihnachtsleckereien und: „Ich habe noch etwas für euch. Daran konnte ich nicht vorbei gehen. Ich sah diesen Weihnachtsmann in einen kleinen Laden. Der Ladeninhaber hat schon in den Weihnachtsmann Batterien hineingesetzt. Hängt ihn mal bitte auf, ich möchte sehen ob er sich hoch und runter bewegt.“ Natürlich baumelten wir den Weihnachtsmann an unsere Lampe und ließen ihn laufen. Es blinkte in allen Farben. „Setz dich bitte und mach es dir gemütlich.“ Ich schnitt den Kuchen auf und kochte Kaffee. 
 
Du hattest so viele Worte in deinem Laut und sprachst von früheren Zeiten. Wir hörten dir sehr gerne zu, weil deine Geschichten so ehrlich und rein waren. Bevor wir dich zur Straßenbahnhaltestelle brachten, sagtest du noch leise: „Ich wollte noch einmal den Weihnachtsmann spielen. Man weiß nicht wie es im Leben kommt. Es kann das letzte mal gewesen sein, dass ich den Weihnachtsmann spielen konnte.“ 
 
Noch vor ein paar Tagen erahnte ich dein Ableben, meine Tränen konnte ich nicht verbergen. Dein Sohn kam zu mir und fragte mich wieso ich weinte. Nun, ich besann mich wieder und schluckte die Tränen einfach herunter. Ich konnte solch eine traurige Botschaft nicht vermitteln. Das war vor zwei Tagen, kurz bevor du hingeschieden bist. 
 
Mein lieber Opa, du hast uns soviel gelehrt und uns im Leben beständig begleitet. Du warst immer ein guter Vater zu deinen Söhnen. Du hast ihnen das geboten was einen Vater ausmacht und für die Enkelkinder, wie zum Beispiel mich, warst du eine beständige Bezugsperson. Ich höre immer noch deine Worte, wie du zu mir sagtest: „Ach, ich habe schon so viel in meinem Leben gesehen und wie viele Trauerbenachrichtigungen haben uns in den letzten Jahren verfolgt. Mit der Weile bin ich ein geübter, guter Zuhörer. Also, wenn irgendwas ist, dann melde dich bei uns und friss deine Trauer nicht in dich hinein. Es ist uns lieber wenn du dich bei uns meldest, anstatt du unter Tränen leidest.“
 
Jetzt bist du von dannen geflogen, in den unendlichen Raum des weiten Universums. Ich hätte dir noch so viel mehr mitgeben wollen, weil du immer geglaubt hast, mit dem Ende des Lebens ist alles verronnen. Du würdest selbst nach dem Tod nicht weiter leben, hast du geglaubt. Doch jetzt ist das erwachen nahe, und du wirst sehen, dass es dich noch immer gibt. Ich war leider nicht dabei als du hinauf geflogen bist zu den unendlichen weiten der Sterne und den umkreisenden Planeten. Jetzt wirst du alles in Glitzerhand und im Licht betrachten. 
 
 Du hast mir unbewusster weise sehr mit meinem Text: „Die Reise zum Mond“ geholfen. Weil du schon mit dem Mond gewandelt bist, ob zu nahe oder fern, als du dich in deinem Bett legtest und vor dem einschlafen den Sternenhimmel betrachtet hast. Ich weiß noch wie du dich in meinen Armen eingeharkt hast und hinauf gesehen hast zum Himmel und du mir von der Geschichte erzähltest. Deine Haare waren silberweiß bevor du gegangen bist, deine Augen kugelrund und leuchtend. Doch deine Frau und deine Söhne haben dich zur Ehre im letzten Abschnitt des Lebens begleitet. Und man berichtete mir, das du schneeweiße Haare auf deinem Haupt gehabt hast, als du nun zum Übergang gegangen bist. 
 
Ehrenvoll begleiten wir dich auf den letzten Weg. Du hast viel in deinem Leben gemeistert und es gibt so viele Menschen, die von dir etwas Positives mitnahmen. Du wurdest 81 Jahre alt und ich weine immer noch über die Geschichte als Weihnachtsmann. Das ausgerechnet du den weiten Weg zu den verschiedenen Einkaufshäusern gingst und mit Sack und Pack zu uns gekommen bist um uns mit deinen Geschenken zu beglücken. Die Erinnerung wird in unseren Herzen weilen und wir werden dich vermissen. Dein Vorbild hast du deinen Kindern und Enkelkindern weiter gegeben. Wir werden diesen nachfolgen. 
 
Jetzt wo auch immer du im Licht weilst, werden wir gewiss sein das es dir gut geht. Wahrscheinlich geht es dir besser, als uns. Du hast dich vor mir mehrfach gezeigt, als ein weißes Wesen, wie die weißen Tauben von uns fliegen. Du wolltest uns noch etwas mitteilen, aber deine Gedanken waren so schnell und ich konnte dir mit deiner nachgehenden Stimme nicht mehr folgen. Du schaust jetzt vom Himmel herab, begleitest uns als einen Schutzengel, der sich wie eine weiße Taube am Horizont der weiten Höhe zeigt. Wir sagen danke, danke das es dich gab, danke für deine lieben Geschichten, denn daraus haben wir vieles gelernt. 
 
Zur Ehre und Widmung meines geliebten Opa´s 
­†  21.05.2018
 
 
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